Wie es früher war
Noch bis in die 60er Jahre war in ländlichen Gebieten die " Aussteuer " für Mädchen gang und gäbe. Oft entstand daraus im Laufe der Jahre mehr oder weniger ein Wettbewerb, unter Freundinnen, wer von wem was für die Aussteuer bekommen hat und wie viel das mindestens gekostet haben soll.
Die Geburt eines Mädchens in der Familie war üblicherweise der Anlass für Eltern, Großeltern und Paten mit der Anschaffung der Aussteuer zu starten. Der weibliche Täufling bekam als Baby unter anderem schon Bettwäsche, Tischwäsche und Handtücher in die Wiege gelegt. Die Zeit vergeht ja so schnell !!
Im Laufe der Jahre wurde die Aussteuer zügig erweitert um Bestecke, Gläser, Kochtöpfe und eben alles, was nach Meinung der lieben Schenkenden, für eine funktionale Haushaltsführung von Nöten sein könnte.
Für viele Mütter war das zu diesen Zeiten eine große Herausforderung, weil das dafür benötigte Geld nicht selten von der Haushaltskasse abgezweigt werden musste. Eine strategische Meisterleistung, hinsichtlich der eigenen Haushaltsführung. Bei mehreren Mädchen in der Familie war das bestimmt keine leichte Aufgabe.
Für die Unterbringung der Aussteuer wurde meistens extra ein Schrank angeschafft. Wo kein Platz für einen extra Schrank war, landete dann meistens alles, was aus Stoff war in einem Koffer, versehen mit Mottenkugeln, auf dem Boden. Geschirr, Glas und Sammeltassen standen demonstrativ im Wohnzimmerschrank der Eltern. Kochtöpfe und Kochzubehör lagerten in Wartestellung gut verstaut in Kartons bis zur Bestimmung ihres Daseins. Nach jedem Geburtstag und nach Weihnachten wurden die neu hinzugekommenen Aussteuerteile feierlich zu den schon vorhandenen Sachen dazugeordnet. " Freu Dich, wieder was für Deine Zukunft. "
Für die Mädchen wurden der Geburtstag und Weihnachten dadurch eine langweilige Angelegenheit, weil man sich ja schon vorher ausrechnen konnte, welches größere Geschenk an Geburtstag oder Weihnachten an der Reihe war.
Natürlich gab es meistens auch noch zusätzliche Geschenke, trotzdem war die leidige Aussteuer relativ unbeliebt bei den Hausfrauen in spe.
Heute, aus der Ferne besehen, war die Aussteuer trotzdem gar nicht so schlecht, wusste man doch, wenn irgendwann in den Hafen der Ehe gesegelt wird, sind zumindest Bettbezüge eine Bratpfanne und Sektgläser griffbereit. Was braucht man mehr für traumhafte Flitterwochen.